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bringt Licht ins Dunkel
bringt Licht ins Dunkel
Brennweite! Ja, Brennweite ist in der Naturfotografie einer der Hauptfaktoren - und da die Preise für anständige Festbrennweiten inzwischen die eines Kleinwagens erreicht haben (ob begründet oder unbegründet soll hier nicht das Thema sein), ist alles, was mehr Brennweite generiert, mal grundsätzlich interessant. Und da schlug das neue Tamron 150-600 mm mit einem akt. Listenpreis von 1.199,- EUR in der Szene natürlich ein, wie eine Granate. Heute haben wir uns das gute Stück mal genauer angesehen...
Wir ersparen euch jetzt die technischen Fakten, die kann man zB hier nachlesen. Fangen wir also gleich mal mit unserem subjektiven Eindruck an:
Wir besitzen das Canon EF 100-400mm L IS USM Objektiv - ein sehr anständiges Zoomobjektiv und mit dem Preis von zur Zeit ~ 1.400,- EUR ein top Produkt aus der Canon L- / Profi-Liga. Und ja, wir waren und sind damit auch sehr glücklich. Aber... man muss ganz klar sagen, mit dem neuen Tamron kann es in einigen Situationen nicht so ganz mithalten.
Das gute Stück hat inzwischen auch rund 16 Jahre auf dem Buckel - Erscheinungsjahr: 1998. Da wird Canon nun, aufgrund des "Marktdrucks", vermutlich bald eine IIer-Version auf den Markt bringen müssen.
Nun aber zum Tamron 150-600:
Erstens bekommt man für einen niedrigeren Preis mal eben 200 mm mehr Brennweite - und ja, man muss sagen, das Bild wird hier nicht nur aufgebläht, wie bei manchem Telekonverter-Einsatz, sondern die Optik gibt die 600 mm am Vollformat auch wirklich her! Klar muss sein, an das Schärfeniveau einer Festbrennweite kommt es selbstredend nicht heran, aber es liefert für ein Zoomobjektiv sehr respektable Ergebnisse. Bei 400 mm hat es nach unserem Empfinden und heutigen Tests jedenfalls die bessere Schärfeleistung, als das 100-400er.
Zweitens wirkt es von der Verarbeitung her sehr ansprechend und durch die Abdichtung am Bajonettverschluss suggeriert es zumindest eine höhere Wetterbeständigkeit als das Canon 100-400er. Zusätzlich handelt es sich um ein Dreh-Zoom und über die Nachteile des Schiebe-Zooms beim 100-400er, Thema: Friktions-Ring, Velour-Brösel und Luftpumpe brauchen wir hier nichts schreiben.
Nun zur Bild-Qualität: tja, das Bokeh ist echt sexy :-)
Kennt man vom 100-400er leider oft doch das tpyische "grisseln" im eher schlierigen Hintergrund, so beeindruckt das Tamron 150-600 mit einem weichen und diffusem background, bei dem das Objekt der Begierde deutlich freigestellt ist. Trotz des höheren Anfangsblenden-Wertes ist bei 600mm ein niedriger Tiefenschärfe-Bereich gegeben, der somit ein perfektes Freistellen erlaubt.
Das Objektiv glänzt auch mit auffallend geringen CAs (chromatische Aberrationen) - besonders im Vergleich zu sonstigen Tamron-SuperZooms. Da hat die Entwicklungs-Abteilung bei Tamron wohl Überstunden gemacht und echt gute Arbeit abgeliefert.
Die Vignettierung fällt - unkorrigiert - am langen Brennweiten-Ende besser aus, als beim Canon 100-400er.
Der Bild-Stabilisator verfügt nur über einen Modus - vom 100-400er ist man ja den zweiten Modus (für Mitzieher, bei bewegten Objekten) gewöhnt. Das macht sich zB bei fliegenden Vögeln bemerkbar, und zwar durch eine Art "springen" - der Stabilisator versucht die Nachführ-Bewegung des Fotografen zu kompensieren, obwohl die Bewegung ja in diesem Fall gewünscht wäre.
Jetzt zum Auto-Fokus: da haben wir (noch?) gemischte Gefühle. Es war uns heute, mit dem ausgeliehenen Test-Modell, phasenweise nicht möglich, ein fliegendes Objekt im AI-Servo-Modus zu fokussieren und zu verfolgen. Und wir reden hier nicht über blitzschnell vorbeifliegende Mauersegler, sondern über eine Chesna, die, wäre sie noch langsamer geflogen, einen Strömungsabriss gehabt hätte - keine Chance, das Ding zu fokussieren, obwohl gefühlt eine Ewigkeit dafür Zeit gewesen wäre.
Der Fokus ist einfach darüber hinausgelaufen und hat sich auch nicht gefangen. Ein beherztes manuelles Eingreifen, um wenigstens die grobe Fokussierung zu erreichen, um danach den Auto-Fokus den Rest der Arbeit machen zu lassen, hat leider auch nichts geholfen. Der Fokus ist gnadenlos weggewandert. Ebenso wenig half es, den Autofokus-Bereich per Schalter am Objektiv auf 15 Meter bis unendlich umzustellen.
Tja, nun liefen ja heute einige mit diesem Modell testweise durch die Gegend (Tamron hatte mehrere Leih-Objektive mit Canon-Anschluss dabei) und alle, die wir angesprochen haben, hatten dieses Problem nicht. Auch Heiners Mutter, die schon einige Zeit glückliche Besitzerin des 150-600mm ist, kennt das Problem nicht. Entweder hat uns nun die Fähigkeit des fokussierens verlassen, oder aber, mit diesem einen Objektiv stimmte etwas nicht.
Bei Rücksprache am Tamron-Stand erfuhren wir, dass es sich bei den heutigen Leih-Objektiven um Vorjahres- und damit Vorserien-Geräte aus Japan handelt, die a) vielleicht nicht ganz auf dem aktuellen Stand und b) nicht richtig justiert sein könnten.
Ja, sorry - Jungs, damit gehe ich nicht auf eine Messe, vor allem nicht, wenn das Serienmodell schon auf dem Markt ist. Das war eher frustrierend.
Nachtrag: im Anhang befinden sich auch zwei Fotos, die uns Ernst Lorenz freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat - hier sieht man sehr schön, dass das Tamron auch fliegende Objekte fokussieren kann. Vielen Dank, dass wir die Fotos veröffentlichen dürfen
Andere Tester heute berichteten von einem erhöhten "pumpen" beim fokussieren, aber das ist in dem Preis-Segment auch nachvollziehbar und nicht ungewöhnlich.
Zusammenfassend können wir sagen:
das Tamron 150-600mm ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert und wer in diesen Brennweiten-Bereich einsteigen will und viiiiel, viel Zeit hat (wir erfuhren heute von Tamron, dass sie einen beachtlichen Liefer-Rückstand haben, die Zahl behalten wir jetzt mal für uns, sonst müsst ihr noch weinen ;-) , und man wohl um die Warteliste in absehbarer Zeit nicht herumkommen wird), macht damit einen guten Deal. Natürlich vorausgesetzt, Tamron hält den Standard und liefert auch bei und trotz der erhöhten Nachfrage weiterhin diese Qualität.
Im Anhang findet ihr einige Bilder, die das oben beschriebene ganz gut wiedergeben - so könnt ihr euch selbst einen Eindruck machen. Aufgenommen an der Canon EOS 5D Mark III - bei recht widrigen Lichtverhältnissen und freihand, ohne Stativ, dabei die jeweiligen Einzelmotive vom selben Aufnahmestandpunkt aus.
Und wir - wir gehen uns jetzt mal die Wartelisten anschauen... ;-)
Artikel drucken | Dieser Artikel wurde von SONJA am 17.05.14 um 22:59:00 verfasst. Verfolge diesen Eintrag mit RSS 2.0. |
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18.05.14 @ 09:05:01
Danke für den Test...
18.05.14 @ 11:07:54
Dufte, der Beitrag kommt zur richtigen Zeit. Das hat meine letzten Zweifel beseitigt, ich setz mich auf eine Warteliste. Hoffentlich dauerts nicht zu lang und kommt noch vor dem Sommerurlaub.
18.05.14 @ 11:17:02
da hab ich ja noch mal Glück gehabt, dass ich eins bekommen habe :-)
euer Bericht ist sehr gut und die Bilder auch
mir ist das Tamron lieber als das 100-400mm
ich finde es schärfer als das Canon
hier ein grünspecht mit dem tamron 150-600 an der 550d:
lg Irmi