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bringt Licht ins Dunkel
bringt Licht ins Dunkel
Am Samstag, 22.09.2012 lud die OG-Bayern zur Exkursion: "Herbstlicher Vogelzug im Fränkischen Weihergebiet (Dr. Manfred Kraus, Werner Krauß)" nach Poppenwind, in die Karpfenteichlandschaft des unteren Aisch- und Seebachgrundes zwischen Höchstadt/Aisch und Erlangen. Für uns waren das über 200 km Anfahrt, daher ging's schon sehr früh los.
Treffpunkt war um 9.00 Uhr in Poppenwind, dort warteten schon viele, gut ausgerüstete Teilnehmer - die Zählung ergab 41 Personen. Nach der Begrüßung durch Robert Pfeifer (Generalsekretär der OG-Bayern) übernahm Dr. Manfred Kraus die Exkursions-Führung. Leider hatte er schon zu Beginn keine guten Nachrichten für uns alle: da bereits einige Jagden auf die Wasservögel stattgefunden hatten und erst sehr wenige Teiche abgelassen wurden, war im gesamten Weihergebiet sehr wenig los. Wir erfuhren z.B. dass 2012 das schlechteste Limikolen-Jahr seit 1953 ist und das auch die Bestände der anderen Vögel dieses Jahr sehr abgenommen haben.
Die "Vogelfreistätte Weihergebiet bei Mohrhof" ist ein ausgedehnter Teichkomplex mit bald 100 Teichen. Das zwischen Poppenwind und Hesselberg gelegene Naturschutzgebiet ist 129 ha groß und Teil einer kleinräumig gegliederten Kulturlandschaft aus Äckern, frischen bis nassen Wiesen, Teichen und Kiefernforsten.
Das Gebiet präsentiert sich als reich strukturierter Komplex unterschiedlich großer Weiher, die überwiegend mäßig intensiv bewirtschaftet werden. Freiwasserflächen, unterschiedlich strukturierte Verlandungszonen, Schwimmblatt- und Unterwasservegetation, Röhrichtsäume und ausgedehnte Schilf-Bestände wechseln miteinander ab. An einigen Ufern haben sich Flachmoore und Großseggenriede entwickelt. Im Umfeld der Weiher kommen weitere Feuchtbiotope wie z.B. nur einmal jährlich gemähte Pfeifengraswiesen mit Sumpfhaarstrang, Teufelsabbiß oder großen Orchideenvorkommen.
Die Vogelfreistätte ist ein Schutzgebiet von europäischem Rang. Hier wurden bis zu 240 Vogelarten nachgewiesen. Im Frühjahr und Spätsommer nutzen zahlreiche Watvögel wie Bekassine, Kampfläufer und Grünschenkel das Weihergebiet zur Rast. Häufige Brutvögel sind Lachmöwe, Blesshuhn, Tafel- und Reiherente. Der Schwarzhalstaucher erreicht mit 50 bis 100 Brutpaaren hier seine höchste Brutdichte in Mitteleuropa. Hier finden aber auch andere Tierarten, wie Amphibien und Libellen, einen wertvollen Lebensraum.
Quelle: Regierung: Mittelfranken, Bayern
Bereits seit dem Mittelalter steht in diesem Gebiet die Karpfenzucht im Vordergrund und es konnte ein für Wasser- und Zugvögel sehr interessantes Feuchtgebiet aus Feuchtwiesen, Weihern und Waldresten entstehen - nur leider steht auch hier der Profitgedanke unserer Zeit im Vordergrund. So werden die Teiche extrem überbewirtschaftet und durch den extensiven Karpfenbesatz wird der Boden ständig aufgewühlt, was z.B. zu einer Wassertrübung führt. Aber auch die Schlickflächen und die Wasser-Chemie verändern sich dadurch, früher waren in einem abgelassenen Teichbecken bis zu 20 verschiedene Limikolenarten zu finden, die dann bis zu einer Woche blieben - heute sind es vielleicht zwei verschiedene Arten, die für einen oder zwei Tage bleiben, erfuhren wir.
Die umliegenden Wiesen werden inzwischen auch bis zum Teichrand gemäht und genutzt, was dazu führt, dass die für viele Vögelarten so wichtigen Schilfsäume drumherum fehlen. Und letztendlich natürlich die Wasservogel-Jagd, die dazu führt, dass viele Vögel wegziehen bzw. die verbliebenen extrem scheu sind und entsprechend auf Besucher reagieren.
Und dann stelle man sich eine 41-köpfige Gruppe, "bewaffnet" mit Spektiven und Stativen in diesem Gebiet vor... Leider behielt Dr. Kraus daher mit seiner anfänglichen Prognose recht und wir bekamen nicht sehr viel zu Gesicht. Anfangs überflog uns ein Fischadler (wow, unserer erster :-) ) sowie ein Baumpieper - im "Großen Strichweiher" sahen wir Silber- und Graureiher und dann wurden doch noch 13 Limikolen entdeckt - dunkle Wasserläufer. Juchu ;-)
Mittags ging es dann nach Neuhaus zum Mittagessen - hier haben wir uns ausgeklinkt. Für nachmittags war dann noch der Besuch zwei weiterer Weiher geplant.
Zusammenfassend kann man sagen, dass bei dieser Exkursion einige Sachen nicht so optimal gelaufen sind: die Veranstalter waren von dem Ansturm (41 Personen) stark überrascht (so war z.B. anfangs nur für max. 25 Personen in der Gaststätte reserviert) - es wäre wünschenswert, wenn man zukünftig das ganze über eine Anmeldung organisiert (mit max. Teilnehmerzahl). Dann kann es nicht vorkommen, dass man als Marschkapellen-Trupp in ein so sensibles Gebiet "einfällt" - und bei 41 Teilnehmern bekommen einfach die meisten Leute überhaupt nicht mit, was vorne gesagt wird - die wichtigen und lehrreichen Informationen, die eine solche Exkursion ja ausmachen, können dabei gar nicht bei den einzelnen ankommen.
Für Teilnehmer mit weiter Anfahrt (wir sahen einige Münchner Kennzeichen) wäre es wünschenswert, wenn man z.B. über die OG-Bayern-Seite im Vorfeld einer solchen Exkursion erfahren würde, wie das Gebiet aktuell einzuschätzen ist - hätten wir gewusst, dass die meisten Teiche noch gar nicht abgelassen wurden und schon einige Jagden stattgefunden haben - hätten wir uns die über 400 km Fahrt gespart.
Hier noch ein Digiscoping- bzw. eigentlich ein Handyskopie-Video mit Limikolen, Enten und Silberreiher - aus cirka 350 Metern Entfernung, aufgenommen mit dem KOWA TSN 883 und dem Galaxy Nexus von Samsung.
Artikel drucken | Dieser Artikel wurde von SONJA am 23.09.12 um 14:05:00 verfasst. Verfolge diesen Eintrag mit RSS 2.0. |
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