Gänsegeier auf Sardinien - so groß und doch so unscheinbar

Ein wirklich imposantes Erlebnis war es, die Entulzus, wie die Gänsegeier auf sardisch heissen, zu erleben. Es gibt auf Sardinien noch einige wenige Kolonien (zwei bis drei, soweit wir wissen), die zugleich auch die letzten italienischen Gänseigeier-Kolonien darstellen.
Leider wurden die Gänsegeier auch auf Sardinien extremst bejagt und "dank" moderner Landwirtschaft haben sie große Probleme ausreichend Nahrung / Aas zu finden - gott-sei-dank entwickelten sich aber im Laufe der letzten Jahre einige Schutz-Bewegungen, die sich für den Erhalt dieser letzten Kolonien einsetzen. 

Gänsegeier auf Sardinien im Überflug
Gänsegeier auf Sardinien im Überflug

Der Gänsegeier (Gyps fulvus) ist ein großer Vertreter der Altweltgeier (Aegypiinae), er ist durch seine Größe und die deutlich zweifarbigen Flügel in Europa kaum zu verwechseln. Das stark zersplitterte Verbreitungsgebiet umfasst große Teile der südwestlichen Paläarktis, nach Norden reicht das Areal bis in das südliche Mitteleuropa. Die Tiere ernähren sich zumindest in Europa fast ausschließlich von Aas größerer Nutztiere. Gänsegeier brüten in Kolonien in Felsen. Altvögel sind überwiegend Standvögel, juvenile und immature Gänsegeier sind Teilzieher und verbringen den Sommer meist abseits der Brutplätze in Gebieten mit reichem Nahrungsangebot. Die Art übersommert seit langer Zeit regelmäßig in den Alpen und fliegt wohl vor allem bedingt durch eine starke Bestandszunahme in Südwesteuropa in den letzten Jahren im Sommer verstärkt auch in das nördliche Mitteleuropa ein.
Quelle: Wikipedia 

Die Körperlänge der Gänsegeier beträgt 93 bis 110 cm, die Spannweite der Flügel 234 bis 269 cm!!
Die Tiere wiegen 6,2 bis 11,3 kg. Die Art zeigt keinen Geschlechtsdimorphismus bezüglich Färbung, Größe oder Gewicht.

Die letzten italienischen Gänsegeier sind nördlich von Bosa zu finden, die besten Sichtungen hatten wir auf der Küstenstraße zuwischen Bosa und Alghero (SP49 - strada provinciale).

Unser Standplatz war ein Parkplatz - genaue Koordinaten bei Google Maps: http://g.co/maps/wjzqz 
Die Gänsegeier-Nester sind cirka 600 Meter entfernt und liegen hier (siehe Google Maps):  http://g.co/maps/z4ku3

Es bedarf etwas Geduld, aber wenn man sich an den Kotspuren orientiert, sind die Nester im Vulkangestein irgendwann auszumachen. Gänsegeier brüten im Herbst, die meisten Sichtungen wird man also sicherlich auch dann haben, wenn die Jungtiere flügge werden, aber auch wir konnten im Mai 2012 einen Einflug in eines der Nester beobachten.
Der Ehrlichkeit halber muss man aber erwähnen, dass wir die Nester ohne diesen Anflug vermutlich nicht entdeckt hätten, danach war es eigentlich ganz klar und eindeutig ;-) 

Ein weiter Platz sind die Steilwände hinter der Pizzeria "Grifone" - siehe Standplatz-Koordinaten bei Google Maps: http://g.co/maps/9uc5c - hier hatten wir aber leider kein Glück. Zweimal hörten wir die heiseren Rufe der Gänsegeier, konnten sie aber aufgrund der Echo-Effekte leider nicht orten. 

Ein weiterer bekannter Brutplatz auf Sardinien sind die Steilwände bei Capo Marargiu - nähere Infos hierzu erhält man hier.

Generell ist zu beachten, dass Gänsegeier EXTREM empfindlich sind, was Störungen betrifft - es ist also absolut unerlässlich, die Parkplätze NICHT zu verlassen und auf gar keinen Fall zu versuchen, näher an die Nester ranzukommen oder die Tiere sonstwie zu stören!

Wenn man beobachtet, dass Leute dies versuchen, sollte man sofort das "Entulzu Bosa information centre" unter Tel: 348 0012988 oder die "Corpo Forestale" unter Tel: 0785 373747 kontaktieren!

Wir hatten Glück und wurden nach einigen Stunden mühsamen Wartens in der sengenden Sonne belohnt und wurden von sechs Gänsegeiern überkreist und überflogen - ein Wahnsinns-Spektakel. Fast kein einziger Flügelschlag stört das Kreisen der großen Geier-Vögel - es wird nur die Thermik ausgenutzt. Und erst dann wird einem bewusst, WIE groß die Kerle wirklich sind und was drei Meter Flügelspannweite bedeuten.

Irgendwann verschwanden sie dann gemeinsam in den Wolken...

Hier noch ein Video, in dem die widrigen Umstände, wie die Entfernung und das Hitzeflimmern gut zu erkennen sind - aber man erkennt auch, wie der Gänsegeier in seinem Nest sitzt und sich die Umgebung ansieht:

 

Gänsegeier-Nest auf Sardinien mit liegendem Gänsegeier aus 600 Meter Entfernung
Gänsegeier-Nest auf Sardinien mit liegendem Gänsegeier aus 600 Meter Entfernung
Gänsegeier-Nest auf Sardinien - mit Gänsegeier
Gänsegeier-Nest auf Sardinien - mit Gänsegeier
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